Historisches Bild

Vereinigte Kleinbasler 1884

Obwohl wir die älteste unter den heutigen Fasnachts-Cliquen sind, haben wir die Basler Fasnacht in keiner Weise erfunden. Vor uns bestand schon eine Vielzahl von verschiedenen Vereinen, die sich aber im Laufe der Zeit wieder aufgelöst haben. Die Gründe, warum wir schon so lange und so fest zusammenhalten, möchten wir nicht preisgeben, weil jeder dieser Gründe als Überheblichkeit ausgelegt werden könnte, und überheblich sind wir nun wirklich nicht. Gemäss unseren früheren Vereinsstatuten, durften keine Mitglieder weiblichen Geschlechts in unsere Gesellschaft aufgenommen werden. Dies ist seit dem Jahre 2004 nicht mehr der Fall. Somit kann die reine Männergesellschaft, wie früher böse Zungen behauptet haben, nicht der Grund für unser hohes Alter sein.

Der Anlass für die Gründung der VKB war unter anderem die im Jahre 1884 vom Quodlibet eingeführte Prämierung der Fasnachts-Züge. Die Bestrebungen des Tambouren-Vereins Kleinbasel und des Gewerbevereins führten zur Vereinigung an der Fasnacht 1884, in der Hoffnung, eine möglichst hohe Bewertung zu erreichen. Mit dem Sujet „Die Landesausstellungs-Lotterie Zürich“ ist diese Rechnung voll aufgegangen. Die VKB erreichte damit die beste Prämierung mit dem zweiten Preis. Die gestrenge Jury konnte sich nicht überwinden, einen ersten Preis zu vergeben, sei es, weil ihre Ansprüche recht hoch geschraubt waren oder weil schon damals jeder Jury-Angehörige der einzige war, der von der Basler Fasnacht etwas verstand. Durch den Erfolg mit diesem Sujet steht fest,  dass die innige Freundschaft und die tief empfundene Liebe den Zürchern gegenüber ebenfalls oder mindestens 100 Jahre alt ist.

Wen wundert's, dass Begebenheiten in und um Zürich immer wieder zu dankbaren und erfolgreichen Sujets verholfen haben. Machen wir einen Zeitsprung, z.B. ins Jahr 1925, als die VKB unter dem Sujet «Züriböög ä la Baloise» mit einem gelungenen Zug brillierten. Der erstmals in Querformat gedruckte «Zeedel» endete bezeichnend:

Da Zeedel isch dr breit Wäg druggt, 

So basst s zem Zirchergfrääss

Fir ain wo all's uffs Mool verschluggt

Het r grad s Schnuremääss!

Dieser «Zeedel» wurde dann auch post festum zu einem Franken das Stück an der «Zürcher Börse» gehandelt und fand entsprechenden Niederschlag in der Presse.

Doch werfen wir nochmals einen Blick zurück auf den «Basler Carneval» 1884. Ganz im Gegensatz zu den Zügen späterer Jahre begnügte man sich mit dem Bemalen des Gesichts und dem Tragen entsprechender Uniformen. «Larven», wie wir sie heute kennen, trug man damals noch nicht. Eine grosse Anzahl Reiter und mehrere von Pferden gezogene Wagen gehörten auch Jahre später noch zum Erscheinungsbild des VKB-Zuges. Im Jahre 1885 zählte der Zug nicht weniger als sieben Wagen.

Interessant ist auch, dass den Trommlern weitaus grössere Bedeutung zukam als den Pfeifern. Dies spiegelte sich auch im Mengenverhältnis Trommler zu Pfeifer wider. So schreiben die «Basler Nachrichten» zur «Fastnacht» 1895: «An der Fastnacht nahmen insgesamt 24 Wagen, 54 Pferde, davon 26 Vorreiter, 5 Musikgesellschaften, 161 Tambouren, 54 Pfeifer und 812 weitere Mitwirkende teil.»

Beruhigend erscheint die Tatsache, dass sich schon damals gewisse Kreise ernsthafte Sorgen um die Erhaltung des berühmten Basler Witzes gemacht haben. So ist im Jahrbuch 1889 vermerkt:

«lm Ganzen fern von jeder Gemeinheit, allerdings ebenso sehr auch vom flotten Witz. . .» 

 

oder 1898: «. . . Doch klagen kompetente Beurteiler, dass wirklicher Witz aus unserer Fastnacht immer mehr verschwindet.» 

Im Jahre 1904 feierte unsere Gesellschaft ihr 20jähriges Bestehen. Der Jubiläumszug machte sich über vier verschiedene Sujets lustig. Darunter der Sturz eines Autos von der Wettsteinbrücke in den Rhein (heutzutage würde das wohl niemand mehr lustig finden).

An der ersten Laternen-Ausstellung im Jahre 1905 zählte gemäss «National-Zeitung» die VKB-Laterne zu den schönsten «Transparenten». Man nahm die Differenzen zwischen Quodlibet und Wurzengraber-Kämmerli aufs Korn. Ein Jahr später vereinigten sich diese beiden Komitees. Das erste Monstre-Trommelkonzert in der Burgvogtei-Halle ging über die Bretter, selbstverständlich mit Teilnahme der VKB. Es wurde ausschliesslich getrommelt, daher auch der Name. So liest man im Programm vom Monstre 1907: Vereinigte Kleinbasler: die Märmeli und eine Tagwacht (8 Mann), eine Retraite francaise (1 Mann) und noch eine Tagwacht (1 Mann). Nach der Fasnacht 1908 beschloss die Mehrheit der VKB, fortan unter dem Namen Olympia aufzutreten. Der Name Vereinigte Kleinbasler lebte jedoch weiter und wurde von der Gambrinus-Clique übernommen. Im Jahre 1913 amtete erstmals das von Georges Fürstenberger gegründete Fasnachts-Comité.

Als im Jahre 1914 die VKB ihr 30jähriges Bestehen feierte, ahnte noch niemand, dass dies die letzte Fasnacht bis 1920 sein würde. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges gebot einen fünfjährigen Unterbruch. Lediglich die Monstre-Trommelkonzerte, welche im überfüllten «Kiechli» abgehalten wurden, waren in dieser Zeit gestattet.

1919 wurde erstmals wieder der Morgenstraich bewilligt und 1920 fielen sämtliche die Fasnacht betreffende einschränkende Verbote.

Zum 40. Geburtstag nahmen die VKB 1924 das Comité aufs Korn. Zum Sujet "Wo s fählt"  ein gelungener Ladärne-Värs:

Subväntion vom Comité

Defir kai Witz, kai Fasnacht meh,

so het der Schwärpunggt sich verschoobe

s goht hit ums Gäld und Gunscht vo obe

10 Jahre später, 1934, sind die VKB bereits 50 Jahre alt. Ein Markstein in unserer Geschichte. Mit einem Prachtszug unter dem Sujet "S ygfrore Gäld", bestehend aus 22 Pfeifern und 20 Tambouren mit einem witzigen Vortrab und einer phantastischen Laterne, gemalt vom Kunstmaler Paul Rudin, begehen die VKB unter der Leitung des frischgebackenen Präsidenten Gotti Blatter dieses Jubiläum mehr als würdig. Im gleichen Jahr wurde auch unsere Junge Garde gegründet, welche 1984 somit ihr 50 jähriges Bestehen feierte.

 

Mit der Gründung der Alten Garde im Jahre 1939 notiert die Vereinsgeschichte der VKB einen weiteren wichtigen Schritt. Leider folgte darauf eine lange, schwere Zeit. Der Zweite Weltkrieg mit all seinen Entbehrungen liess wiederum die Fasnacht von der Strasse verschwinden. Erst 1945 auferstand die Strassenfasnacht, dafür umso schöner. Die Nachkriegszeit brachte für die VKB wiederum einen Aufschwung. Die nun auf drei Züge angewachsene Gesellschaft präsentierte sich immer stattlicher.

Die Erfolge am offiziellen Preistrommeln und -peifen wurden immer grösser und zahlreicher. Wenige Jahre später wurde der vierte Zug ins Leben gerufen, die VKB-Binggis. Die bisher grösste und schönste Jubelfeier fand im Jahre 1959 statt. Die VKB waren 75 Jahre jung. Als Schlussnummer des Drummeli 1959 präsentierte sich der Stammverein in herrlichen Harlekin-Kostümen mit dem «Ryslaifer». Ein bäumiger Abschluss. An der Fasnacht marschierte der Stammverein als Zug «vo feyne-n-alte Fasnachtsgschtalte» vom Waggis bis zum Altfrangg - e-n-Augewaid! Die Laterne, gemalt vom bekannten Basler Künstler Hans Weidmann - e Prachtslampe! Mit einem Bombenfest erreichte das Jubiläum seinen Höhepunkt, welches den Aktiven und auch den vielen geladenen Gästen in lebhafter Erinnerung blieb.

1984 galt es, als erste Clique das lOOjährige zu feiern. Im Jubeljahr war ein erster Höhepunkt das Drummeli. Unvergesslich war vor allem die Fasnacht mit einem Zug von hunderten von Teilnehmern. Ein weiterer Höhepunkt war ein Konzert unter Mitwirkung der BOG, des Basler Balletts, von Tambouren und Pfeifern sowie einer Jazz-Band.

Nach dem Beschluss der Generalversammlung vom 5. Juni 2004, dürfen neu auch Mädchen bei der VKB mitmachen.

2009 feierten wir unser grosses Jubiläum, 125 Jahre Vereinigte Kleinbasler. Es war ein wahnsinnig tolles Jubiläumsjahr und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jubiläum.